Märchen
Aktualisiert: 15. Okt. 2021
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Runzel
von Roland (technoblues) Lesedauer 5 Minuten
Am Waldrand stand seit sehr langer Zeit eine knorrige alte Eiche. Irgendwie war Eddi einmal hierher geraten. Ziellos, vollgepackt mit schweren Gedanken fuhr er mit seinem klapprigen Fahrrad durch die Gegend. Als Eddi die Eiche sah, verließ er den holprigen Feldweg. Er wusste bis heute nicht warum – doch dieser Baum zog in magisch an. Er stieg etwas außer Atem, Fahrrad fahren war er gar nicht so gewöhnt, meist war er mit seinem Auto, das er einfach nur VW Bus nannte unterwegs, von seinem Rad. Er blickte etwas verwundert wegen der beachtlichen Größe den alten Baum an und berührte den runzligen Stamm. Hallo, sagte die Eiche, sehr selten kommt hier ein Mensch vorbei, wie heißt du denn? Sehr verwundert darüber das die Eiche sprechen konnte, antwortete er:" Meine Freunde nennen mich Eddi und wie heißt du?" Mir hat niemensch einen Namen gegeben, ich bin einfach nur ein Baum. Eddi überlegte eine Weile und sagte:„Ich werde dich Runzel nennen.“ Haha, ja das passt zu mir!“ sagte die Eiche. Runzel bemerkte Eddis Schwermüdigkeit und fragte:" Was bedrückt dich?" Ach, es geht um ein Mädchen, sie heißt Mandelauge und ist so wunderschön. Wir sind befreundet, nur kann ich mich immer weniger gegen die Erkenntnis wehren, dass ich sie Liebe, aber ich möchte auch die Freundschaft nicht verlieren. Bleib ein bisschen hier, atme ruhig die Waldluft, lass deine Gedanken zur Ruhe kommen. Es wird kommen wie es kommen soll, wie auch immer, du musst es aktzeptieren. Eddi versuchte sich nicht weiter Klarheit über seine Gefühle zu verschaffen und dachte:" Die Zeit wird es zeigen, ich will Geduld haben.“ Als die Sonne hinter dem Wald verschwand und den Himmel in ein rot, violettes Meer verwandelte, bedankte sich Eddi und verabschiedete sich mit einem:" Machs gut, bis bald Runzel“ und fuhr davon. Einige Tage später, Eddi kam etwas müde von der Arbeit nach Hause, standen seine Freunde, Philipp, Jay, Ajala, Jonni, Romina und Mandelauge draußen bei VW Bus und überlegten was man wohl mit einem Montag Abend anfangen könnte. Ich habe Samosas gemacht, sagte Ajala und kramte eine große Papiertüte aus ihrem Rucksack. Wooooooooowwww rief Philipp und fragte:" Essen wir gleich hier?" Phillipp war eigentlich immer hungrig, er konnte zu jeder Tages und Nachtzeit essen und trotzdem sah er irgendwie dünn aus, was wohl auch mit seiner Größe zu tun hatte. Einsfünfundneunzig, er überragte die ganze Clique und ging immer etwas nach vorne gebeugt, als wollte er sich seinen Freunden anpassen. Eddi erinnerte sich an sein Erlebnis im Wald und sagte:" Ich kenne einen schönen Platz, draußen am Karabossa Wald habe ich eine uralte Eiche getroffen, wir haben lange miteinander geredet“. Ein Baum der reden kann, du hast definitiv zu viel geraucht, scherzte Jay. Das klingt spannend, meinte Romina und rief:" Auf geht's Leute!“ Natürlich wusste jetzt VW Bus genau was von ihm erwartet wurde, er sollte sein altes Fahrgestell in Bewegung setzen und die Gruppe zum Wald transportieren. Er bewegte sich noch immer gerne, doch es fiel im nicht mehr ganz so leicht wie in jungen Jahren, schließlich war er nicht mehr ganz so jung. 1953 geboren trat er in den Dienst der Freiwilligen Feuerwehr einer 500 Seelen Gemeinde und war zu dieser Zeit sehr flott unterwegs. In den Frühen 70er Jahren, als die Ortsfeuerwehr sich moderner aufstellen wollte stand er zum Verkauf. Ein junges Hippie Paar konnte ihn dann nach einigem Handeln günstig übernehmen. Was danach gleich passierte könnt ihr euch denken. Das einfache Feuerwehrrot verwandelte sich in eine wunderbare Blumenwiese. Das Paar reiste durch viele Länder und so sah er fast die ganze Welt. Dann irgendwann kam ein trauriger Tag für VW Bus, der Schrotthändler stand vor der Tür, er sollte zerlegt und in Einzelteilen verkauft werden. Ein Zufall, oder einfach Glück. Eddi der auf der Suche nach einem bezahlbaren Auto war, radelte gerade vorbei, er sah VW Bus und das war dann Liebe auf den ersten Blick. In liebevoller Kleinarbeit und handwerklichem Geschick wurde der Bus wieder aufgebaut und ist seit dem mehr als nur ein Tansportmittel für Eddi und seine Freunde. Der kleine Wald war nur einige Kilometer entfernt und doch kam VW Bus mit seinen 25 PS ganz schön ins schnaufen als es die leichte Steigung zum Waldrand hoch ging. Die Freunde waren schon gespannt den Baum kennenzulernen. Es war schon ein toller Anblick, die Abendsonne die langsam hinter dem Wald verschwand und den Himmel in ein rot, rosa Licht färbte. Nicht zu übersehen, ein klein wenig abseits, eine sehr große, mit weit auslaufenden Ästen, sattgrüne Eiche. Eddi stoppte den Bus und die Gruppe ging die letzten Meter beschwingt den Hügel hinauf. Sie setzten sich voller Erwartung ins Gras im Schatten der Eiche. Nur Eddi blieb stehn, klopfte Runzel freundschaftlich gegen den Stamm und sagte:" Hallo, heute habe ich meine Freunde mitgebracht!“ Runzel wurde noch etwas runzeliger, das war immer so wenn er sich über etwas freute und antwortete mit seiner rauen tiefen Stimme:" ich freue mich sehr euch kennenzulernen.“ Es hat lange nicht geregnet, ich hab dir einen Kanister Wasser mitgebracht“, sagte Eddi und begann das frische Quellwasser an Runzels Stamm zu gießen. Woooowww, danke, meine wurzeln sind sehr tief, ich verkrafte die Trockenheit ganz gut, aber guck die kleine Buche neben mir kann es besser gebrauchen“ sagte Runzel. Die kleine Buche sah wirklich nicht gesund aus, so bekam sie das Wasser und Eddi versprach bei jedem Besuch während der Trockenheit der Buche etwas Wasser mit zubringen. Philipp sagte:" Ich helfe auch gerne, aber jetzt hab ich auch ein bisschen Hunger.“ Haha, klar „sagte Ajala und legte die Samosas auf eine mirgebrachte bunte Decke. „Mmmmhhh so lecker“ sagte Romina und alle stimmten ein. " Es ist so schön hier und ich wünsche das bleibt auch so“ sagte Jay. „Warum sollte es nicht so bleiben“ fragte Jonni etwas verwundert. "Überall werden gerade Wälder gerodet, da für den Bau einer Autobahn, dort zur Kiesgewinnung und was mit den jetzt Regenwäldern passiert ist unvorstellbar.“ erklärte Eddi. Runzel hörte gespannt zu, er war zwar schon einige Hundert Jahre auf dieser Welt, doch diese Informationen waren noch nicht bis zu ihm am kleinen wald vorgedrungen. „Mach mir keine Angst Eddi, Wald zerstören für eine Autobahn, sicher nur ein böses Märchen“, sagte Runzel und versuchte sich diese Szenen vorzustellen.“ Leider kein Märchen, wenn es um Profite geht, hat die Natur keine Stimme“ antwortete Mandelauge. „Ich habe ein Lied darüber geschrieben, kann zwar nicht wirklich singen, aber ich spiels euch mal vor“ sagte Eddi und holte seine Gitarre aus dem Bus.“ Siehst du dieses wunderbare Land, so schön das es der Verstand nur schwer erfassen kann.“ Mit dieser ersten Zeile versuchte Eddi die Schönheit der Natur zu beschreiben. Die Freunde hörten aufmerksam zu und Mandelauge stimmte beim Refrain " SOS Amazonia, die Erde brennt und die Zeit rennt uns davon“ mit ein. Als Mandelauge den Song mit ihrer wunderbaren Stimme bereicherte, war das schon eine Gänsehaut Moment. „Können wir so weitermachen wie bisher? Können wir irgend etwas tun? wir können doch nicht einfach zusehen und so tun als wäre das vollkommen normal und in Ordnung“ fragte Jay in die Stille. Es gibt ja schon Widerstand, im Amazonos Gebiet und im Konko wehrt sich die Indigene Bevölkerung, auch bei uns gehen viele Menschen auf die Straße und machen auf die Zerstörung aufmerksam. Leider mag der Großteil der Menschen noch immer nicht zu begreifen was gerade passiert.“ fragte und erklärte Jonny. So redeten sie noch eine Weile, überlegten, suchten nach Lösungen und beschlossen ab jetzt aktiver zu werden. Alle leckeren Samosas waren bereits aufgegessen. Sie beschlossen jetzt zurück ins Dorf zu fahren und verabschiedeten sich freundschaftlich von Runzel. Es war schon dunkel als sie wieder im Dorf ankamen. Fortsetzung folgt....
